Meldung vom 03.02.2023 Für grünen Wasserstoff wird grüner Strom gebraucht – etwa Sonnen- oder Windstrom. Im Rahmen des HyExpert-Prozesses des Landkreises Neustadt an der Waldnaab werden deshalb alle Optionen zur Erzeugung regenerativer elektrischer Energie in der Region analysiert – auch für innovative Technologien wie Floating-PV-Anlagen, auf Gewässern schwimmende Photovoltaikmodule. Hier wurden nun mehrere Gewässer als potenziell geeignet ausgemacht.
„Wir haben den gesamten Landkreis im Hinblick auf mögliche Solarkraftwerke auf den Oberflächen von Gewässern unter die Lupe genommen“, sagt Maximilian Schinhammer vom Institut für Energietechnik GmbH an der OTH Amberg-Weiden. Das IfE unterstützt den HyExpert-Prozess des Landkreises Neustadt an der Waldnaab unter anderem in puncto technisch-wirtschaftlicher Analysen. Beide Aspekte – die technologischen Herausforderungen und die ökonomische Betrachtung – sind bei Floating PV besonders relevant. Schinhammer: „Es geht dabei eben um einen noch relativ neuen, aber vielversprechenden Ansatz.“
So hat das IfE mithilfe eines Geoinformationssystems (GIS) sozusagen den Landkreis gescannt. Floating PV kann nämlich keineswegs einfach auf jedem Gewässer installiert werden. Die Anlage darf nur in einem Abstand von mindestens 40 Metern vom Ufer errichtet werden sowie maximal 15 Prozent der Gewässeroberfläche bedecken. Mit Blick auf die wasserhaushaltsrechtlichen Anforderungen gilt, dass keine schädlichen Gewässerveränderungen zu erwarten sein dürfen. Dabei sind insbesondere ausgewiesene Schutzgebiete und der Arten- und Naturschutz zu beachten. Was den Arten- und Naturschutz betrifft, könnte es nach ersten Ergebnissen entsprechender Studien sogar einen positiven Einfluss geben: Die Module reduzieren nämlich die Verdunstung von Wasser.
Potenzial in Mantel, Grafenwöhr und Pressath
Mehrere Gewässer im Landkreis Neustadt an der Waldnaab erfüllen laut IfE die Kriterien für die Installation von Floating-PV-Anlagen. So könnte in den Regionen um Mantel, Grafenwöhr und Pressath künftig Solarstrom auf dem Wasser erzeugt werden – mit einer maximalen Spitzenleistung von insgesamt 31 Megawatt-Peak, was einem maximal möglichen Jahresertrag von circa 34 Millionen Kilowattstunden entspricht. Dafür seien dafür natürlich einige technische Herausforderungen, erklärt Schinhammer. „Solche Anlagen müssen Schnee- und Windlast aushalten, stabil am Gewässergrund oder Ufer fixiert werden und man braucht eine Möglichkeit der Netzeinspeisung in der Nähe.“
Wird all das gelöst, kann dank erhöhter Effizienz durch das kühle Wasser mehr Strom produziert werden. „Wir werden nun prüfen, wie sich der für die Wasserstofferzeugung im Landkreis nutzen ließe“, steckt Schinhammer das nächste Zwischenziel ab. Parallel klärt die Kanzlei Watson, Farley & Williams aus München rechtliche Aspekte – etwa, ob Baurecht zu beachten ist und was die Anforderungen des Wasserhaushaltsrecht vorgeben.
Zum Hintergrund
Als einer der wenigen Landkreise in Deutschland hat sich der Landkreis Neustadt an der Waldnaab mit seinem Projekt HyPerspectives im Rahmen des HyLand-Wettbewerbs des Bundes qualifiziert. Nachdem in der HyStarter-Phase bereits geeignete Anknüpfungspunkte für die Wasserstofftechnologie in der Region identifiziert wurden, steht in der Expert-Phase die Erstellung eines Gesamtkonzeptes für eine regionale Wasserstoffwirtschaft im Vordergrund.
Die Entwicklung der Region Neustadt an der Waldnaab als Wasserstoffregion wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP2) in der HyExpert-Phase mit rund 400.000 Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.